Organisiert sind wir als Wälder GbR und bewirtschaften zwei Höfe im Umkreis von 50 km: Der Mathislehof (Hinterzarten) mit fünf Ammenkühen, Kälber- und Jungviehaufzucht, Rindfleischerzeugung, Biotoppflege und Hofladen. Auf dem Untermühlbachhof (St.Georgen-Peterzell) gibt es 15 Milchkühe, Hofkäserei, Ackerbau (u.a. Dinkel und Emmer), Schweinefleischerzeugung, Zugochsen. Wir verkaufen unsere Erzeugnisse auf den Wochenmärkten in Villingen und Königsfeld. Die Direktvermarktung (Laden und Märkte) ist gewerblich als Hofladen Mathislehof GbR ausgegliedert.

Mensch, Tier und Feld

Tisch auf der Terassse des Untermühlbachhofs

Zur Zeit leben 7 MitarbeiterInnen mit Kindern, Auszubildende sowie Praktikanten und Gäste auf den Höfen. Es gibt bei uns keine zahlenden Gäste, was heißen will, keine “Ferien auf dem Bauernhof“, außer im Ferienhaus Hüsli. Uns zu besuchen bedeutet, uns bei der Arbeit zu begleiten. Der einzige begrenzende Faktor für Gäste sind die Sitzplätze am Mittagstisch.

 

Im Vordergrund unserer Bemühungen zu Felde stehen der Futterbau und die Weide. Darüber hinaus bauen wir Dinkel, Roggen und gelegentlich auch Hafer an. Weiterhin sind alte Sorten, der Nachbau eigener und standortgerechter Hofsorten bei Dinkel und Emmer unser Anliegen. Ungefähr 20 Ar Kartoffeln und Feldgemüse dienen der Selbstversorgung. Zur Zeit treten jedoch vermehrt Wildpflanzen in unser Bewusstsein, z.B. auch die Bienenweide.

Die Idee

Zeit ist nicht Geld, Zeit ist ein Geschenk, das wir erhalten und weiterreichen. Leben, wachsen, erkranken, gesunden sind Erfahrungen mit Eigenzeit. Unser Planungshorizont darf sich nicht in Abschreibungsfristen erschöpfen. Manchmal steht allerdings tierische Anspannung gegen Maschinenstress!

Eigentum Auf Besitz an Grund und Boden haben wir verzichtet (→ siehe Stiftung Kulturland). Luft, Wasser und Ernährungsgrundlage sind ihrer Natur nach Gemeineigentum. Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens liegt uns nahe: wie können wir leben und arbeiten und unsere Chefs sind Kühe, Boden und Wetter? Das wäre dann ein herrschaftsloser Zustand.

In gemeinnütziger Trägerschaft?

Hans-Hartwig Lützow, Mitbegründer der Hofgemeinschaft berichtet von den Anfangsjahren und was sich hinter der gemeinnützigen Trägerschaft der Höfe verbirgt:

..in gemeinnütziger Trägerschaft
Was bedeutet das? Und wie kommt es dazu? Wir haben einen Bauernhof gekauft. Alle sollten gleichberechtigt leben und mitarbeiten, unabhängig davon,was jeder einbringen konnte. So sollte es auch im Grundbuch stehen. Nebenbei versprachen wir uns davon eine personelle Stabilität. Die traf nicht ein. Dreimal waren wir beim Notar um die Eigentumsanteile umzuverteilen. Dabei wurde nur der Notar fett. Der Wechsel der Mitstreiter blieb. Mein erster Partner ging und verzichtete auf eine Auszahlung. Viele Menschen, nicht nur aus der Familie, halfen uns in der Anfangszeit und später. Noch eindrücklicher konnten wir das erleben nachdem das Hofgebäude 1990 abgebrannt war. Es wuchs die Einsicht,daß all diese Menschen ideelle Anteile erwarben. Also,wem gehört das Unternehmen? Gewiß nicht mehr nur uns. Die Landwirtschaft braucht gesicherte Nutzungsrechte. Wenn wir eine Immobilie nicht verkaufen wollen, brauchen wir sie nicht als Eigentum. Gleichzeitig haben die dinglich und ideell Beteiligten ein Anrecht darauf,daß ihr Beitrag nicht vergebens ist. Sind nicht sogar unsere Kunden im erweiterten Sinn Teil des Hoforganismus?

Der Hof sollte unverkäuflich und es sollte eine Sozialbindung hergestellt werden. Auf eine Anfrage hin verwies uns damals die GLS-Bank auf die Aktion Kulturland. Wir kamen „ins Geschäft“. Damit sind Anspruch und Wirklichkeit ein bischen näher gerückt. Das hatte eine Rückwirkung auf unser Selbstverständnis. Was schon zuvor unser Anliegen war, jetzt nennen wir es“gemeinnützig“: die Pflege von Feuchtwiese(statt Trockenlegung), Kultivierung einer lokalen Rinderrasse und alten Getreidesorten, Blühstreifen für Insekten, die Arbeit mit Zugrindern (um das Wissen dieser überlieferten umweltfreundlichen Technik zu bewahren), die Versorgung unserer Kunden mit
Lebensmitteln und einem spirituellen Input, biologisch dynamischer Landwirtschaft (die immer auch soziale Komponenten mitschwingen lässt), Biolandbau als eine Bildungsaufgabe(für Kindergärten, Schulklassen, durch Hofführungen und auf Festen), ein offenes Herz für Neugierige und Hilfesuchende Menschen. Gemeinnützigkeit ist uns eine Gefühlslage geworden.

(Hans-Hartwig Lützow, 2021.)